Lithium-Ionen-Batterien
Abkürzung: Li-Ionen-Batterien, LIB
Ohne Lithium-Ionen-Batterien, kurz LIB, die zu den Metall-Ionen-Batterien zählen, wäre ein Erfolg der Elektromobilität und portabler elektrischer Geräte gar nicht denkbar. Sie haben im weltweiten Batteriemarkt seit Jahren die höchsten Wachstumsraten.
Aufbau
Kein Batterietyp ist so vielfältig wie Lithium-Ionen-Batterien. Es gibt dutzende Elektrodenmaterialien mit unterschiedlichen Eigenschaften. Je nachdem welche man als Anode und Kathode kombiniert, ergeben sich Batterien, die für unterschiedliche Anwendungen besser oder schlechter geeignet sind. Es ist deshalb wichtig, den Typ genau zu klassifizieren, wenn man von einer Lithium-Ionen-Batterie spricht. So ist es aufschlussreich, das Kathoden- und Anodenmaterial zu nennen – etwa NMC-Graphit oder LFP-LTO – und weitere besondere Komponenten – etwa, wenn ein Festkörperelektrolyt statt einem flüssigen Elektrolyten verwendet wird.
Kathodenmaterialien
LIB-Kathoden bestehen aus einem Stromableiter (meist Aluminium-Folien), auf den ein Aktivmaterial aufgebracht ist, in dem der Strom und die Lithium-Ionen gespeichert werden können. Verschiedene dieser Aktivmaterialien sind im Folgenden beschrieben.
Lithium-Cobalt-Oxid
Abkürzungen: LCO oder als chemische Formel: LiCoO2
LCO gewährleistet eine verhältnismäßig kurze Lebensdauer (500 bis 1.000 Zyklen) und hohe Energiedichte. Allerdings sind LCO-Kathoden nicht so widerstandsfähig gegen Temperaturen wie andere Lithium-Ionen-Kathodentypen und dementsprechend brandgefährlicher bei missbräuchlichem Umgang. Wird etwa eine zu hohe elektrische Spannung angelegt oder die Zelle beschädigt, kann dies recht schnell dazu führen, dass die Batterie schmilzt oder sogar brennt. Deshalb ist dieser Kathodentyp insbesondere für Elektrofahrzeuge, die besonders viele Zellen benötigen, nicht geeignet. Ein weiterer Nachteil ist die begrenzte Belastbarkeit (spezifische Leistung). Das LCO-Material wurde in frühen LIB eingesetzt, moderne Systeme enthalten Nickel, Mangan und/oder Aluminium, um u. a. die Lebensdauer, Kosten und Ladeeigenschaften zu verbessern.
Batterien mit LCO-Kathoden (oft in Kombination mit einer Graphit-Anode) sollten nicht mit Strömen ge- oder entladen werden, die höher als 1C liegen (vgl. C-Koeffizient), weil dies zur Überhitzung und zur Schädigung der Batterie führen kann. Für Schnellladungen empfehlen Hersteller Ladeströme von 0,8C oder etwa 2.000 mA. Obligatorische Batterieschutzschaltungen limitieren die Lade- und Entladeraten aus Sicherheitsgründen auf 1C.
Lithium-Mangan-Oxid-Spinell
Abkürzungen: LMS, LMO oder als chemische Formel: LiMn2O4
LMS-Kathoden bieten eine höhere Zellspannung als Materialien, die auf Cobalt basieren, und sind widerstandsfähiger gegen Hitze. Allerdings ist ihre Energiedichte rund 20-fach geringer. Mangan-Verbindungen sind im Gegensatz zu Cobalt-Verbindungen ein sichereres und umweltfreundlicheres Kathodenmaterial. Andere Vorteile sind ein niedriger Preis und bessere Leistungen bei hohen Außentemperaturen.
Lithium-Nickel-Cobalt-Mangan-Oxide
Abkürzungen: NMC, NCM oder als chemische Formel: Li(NiCoMn)O2
NMC-Kathoden sind das derzeit erfolgreichste Lithium-Ionen-System. Wie LMS-Systeme können NMC-Systeme auf elektrische Leistung oder hohe Kapazitäten ausgelegt werden. So gibt es etwa 18650er Zellen, die für moderate Ladebedingungen ausgelegt sind und Kapazitäten von 2.800 mAh aufweisen. Sie liefern Ströme zwischen 4 und 5 A. Der gleiche Zelltyp lässt sich aber auch für besonders hohe, kontinuierliche Entladeströme von 20 A optimieren, bietet dann aber nur noch eine Kapazität von rund 2.000 mAh. In Kombination mit Anoden auf Silicium-Basis ließen sich die Kapazitäten auf mehr als 4.000 mAh steigern, allerdings sind diese bislang noch mit kürzeren Lebenszeiten und schlechteren Ladeleistungen verbunden. Viele wissenschaftliche Projekte arbeiten aber daran, diese Nachteile zu verbessern.
NMC-Kathoden bieten einen guten Kompromiss aus guter allgemeiner elektrochemischer Leistungsfähigkeit (Performance), hohen Energiedichten und Kosten. Die spezifische Energiedichte ist besser als die von LFP, LMO und LCO. Die Entladungsrate ist besser als bei LCO-Kathoden, aber nicht besser als bei LFP-Kathoden.
Der Erfolg der NMC-Kathoden liegt in der Kombination von Nickel und Mangan begründet. Nickel bringt die hohe spezifische Energiedichte in das Material, ist aber auch verantwortlich für eine eher instabile Elektrodenstruktur. Mangan hingegen hat die Eigenschaft, stabile sogenannte Spinell-Strukturen zu formen, und sorgt für niedrige Innenwiderstände. Es bringt allerdings schlechte spezifische Energiedichten mit. Chemisch zusammengeführt reduzieren die Metalle gegenseitig ihre Schwächen.
Um neue Kathodenmaterialien mit noch höheren Energiedichten zu schaffen, versucht man, mehr Nickel in das NMC-Material einzubringen. Solche neuartigen Materialen werden als nickelreiche (nickelrich) NMC-Materialien bezeichnet. Ebenso wird versucht, Lithium- und Mangan-reichere Materialien anzufertigen. Standard-NMC-Kathodenmaterial enthält Nickel, Cobalt und Mangan zu gleichen Anteilen und wird deshalb auch als 1:1:1-NMC bezeichnet. Nickelreichen Varianten sind 5:3:1, 6:2:2 und 8:1:1. 6:2:2-NMC hat bereits die Marktreife erreicht und wird in einigen Elektrofahrzeugen eingesetzt.
Viel Forschungsarbeit fließt derzeit auch in neue Elektrolyte und Additive, um NMC-Kathoden bis Spannungen von 4,4 V und höher aufladen zu können. Auch dies führt zu höheren Kapazitäten in den Batterien. Herkömmliche Elektrolyte sind in diesem Spannungsbereich nicht mehr stabil.
Lithium-Eisen-Phosphat
Abkürzungen: LFP oder als chemische Formel: LiFePO4
Materialien, die auf Phosphat basieren, haben bessere thermische und chemische Stabilitäten, als andere Lithium-Ionen-Kathoden-Materialien. LFP-Zellen sind sehr sichere Batterien. Sie sind feuerfest im Falle einer Überladung und widerstandsfähiger im Fall von Kurzschlüssen. Im Falle einer missbräuchlichen Anwendung gibt dieses Kathodenmaterial keinen Sauerstoff ab, verbrennt nicht und ist dementsprechend unempfindlich gegen Hitze. Lithium-Eisen-Phosphat-Zellen haben auch eine längere Lebensdauer (1.000 bis 2.500 Zyklen). Allerdings haben sie wegen ihrer niedrigen Nennspannung von 3,2 V eine niedrigere Energiedichte als viele andere Kathodenmaterialien wie NMC oder NCA. Ein weiterer Nachteil ist, dass die Selbstentladung höher ist als die anderer LIB-Typen. Aber LFP-Kathoden unterstützen höhere Spannungen und dementsprechend höhere Ströme, weshalb Sie sich für den Einsatz in schnellladefähigen LIB eignen.
Lithium-Nickel-Cobalt-Aluminium-Oxid
Abkürzungen: NCA oder als chemische Formel: LiNiCoAlO2
NCA ist bereits seit 1999 als Kathodenmaterial verfügbar – zumindest für spezielle Anwendungen. Wie NMC weist es eine hohe spezifische Energiedichte auf, eine gute Leistung und eine hohe Lebensdauer.
weitere (experimentelle) Kathodenmaterialien
- weitere Lithium-Metall-Phosphate
- mit Mangan (LMnP)
- mit Cobalt (LcoP)
- mit Nickel (LNiP)
- mit Mangan und Eisen (LMFP)
- Lithium- und Mangan-reiche Verbindungen wie LMNO
- Blends (Mischungen verschiedener Kathodenmaterialien): etwa NMC mit LFP oder NMC mit LMFP
- Metallfluoride
- Eisenfluorid
- Kupferfluorid
- Eisenkupferfluorid
- Vanadiumoxid
- Metallsulfide
- Metallsilicate
Anodenmaterialien
LIB-Anoden bestehen aus einem Stromableiter (meist Kupfer-Folien), auf den ein Aktivmaterial aufgebracht ist, in dem der Strom gespeichert wird. Verschiedene dieser Aktivmaterialien sind im Folgenden beschrieben.
Graphit
Abkürzung: C (abgeleitet vom Kurzzeichen für das chemische Element Kohlenstoff)
In Lithium-Ionen-Zellen werden derzeit meist Anoden eingesetzt, die auf Kohlenstoff (Graphit) basieren. Sie haben ein niedriges Elektrodenpotential und dehnen sich beim Aufladen kaum aus.
Lithiumtitan-Spinell
Synonyme: Lithium-Titanat, Lithiumtitanoxid
Abkürzungen: LTO oder als chemische Formel: Li4Ti5O12
LTO-Anoden bieten eine höhere Entladerate und Leistung bei unterschiedlichen Betriebstemperaturen als Graphit. Im Vergleich zu Graphit-Anoden gelten diese als noch sicherer wegen ihres hohen Potentials und des eingebauten Überladungsschutzes und haben eine hohe Lebensdauer. Allerdings haben LTO-Anoden tendenziell eine etwas niedrigere Energiedichte und sind teurer als Graphit-Anoden.
LTO-Anoden sind kompatibel mit den meisten Kathoden. Sie werden oft in Verbindung mit Hochspannungsmaterialien auf Mangan-Basis verwendet wegen des hohen Potentials gegenüber Lithium. LTO hat eine Nennspannung von 2,4 V, ist schnelladefähig und kann mit hohen elektrischen Strömen von 10C entladen werden. LTO ist ein sehr sicheres Material, hat exzellente Entladecharakteristiken bei niedrigen Temperaturen und selbst bei Temperaturen von -30 °C sind bei LTO-Elektroden noch 80 Prozent der Kapazität nutzbar – deutlich mehr als bei anderen Materialien.
Die spezifische Energiedichte ist mit etwa 60 Wh/kg gering und konkurriert weniger mit anderen Lithium-Ionen-Systemen als mit Nickel-Cadmium-Batterien. LTO erreicht beim Aufladen eine Spannung von 2,8 V, wenn Sie entladen ist, sind es nur noch 1,8 V.
Silicium und Silicium-Kohlenstoff-Komposite
Das chemische Element Silicium gilt als Hoffnungsträger für deutlich höhere Energiedichten, wenn man es als Material für die Anode der Lithium-Ionen-Batteriezellen einsetzt. Seine volumetrische Energiedichte übersteigt die von Graphit – dem aktuell eingesetzten industriellen Standard – um fast das Dreifache. Jedoch ist die Einführung von Silicium oder Silicium-haltigen Verbindungen (SiOx) in kommerziellen Batteriesystemen trotz intensiver universitärer und industrieller Forschung bislang nur in geringen Anteilen von einigen Prozent vom Aktivmaterial der Anode gelungen.1
Silicium hat nämlich die Eigenschaft, sich stark auszudehnen, wenn die Batterie geladen wird. Bei der Entladung schrumpft es wieder zusammen. Nach einigen Be- und Entladezyklen sind die dünnen Silicium-Schichten oder Silicium-Partikel pulverisiert und die Speicherung von Lithium-Ionen funktioniert nicht mehr. Auch andere Komponenten einer Zelle werden durch die Volumenveränderungen beansprucht. Diese Effekte führen zu einer viel zu kurzen Lebensdauer der Zellen.
Derzeit werden diverse Ansätze ausprobiert, um diese Probleme in den Griff zu bekommen. Um die Ausdehnung des Silicums beherrschen zu können, die auftritt, wenn man in dem Material Lithium-Ionen speichert, formt man im Verbundprojekt PorSSi der BMBF-Förderinitiative Batterie 2020 etwa das Silicium zu winzigen Drähten. Diesen geben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gezielt Freiraum, in den sie hineinwachsen können.2 Auch im Verbundprojekt ProSiSt versucht man, dem Silicium mehr Raum zum „Atmen” zu geben. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen allerdings etwas anders vor als im Projekt PorSSi. Sie wollen einen Beschichtungsprozess entwickeln, um das Silicium auf die Ableiterfolien aufzutragen. In einem weiteren Schritt wollen sie dann Platz zum „Atmen“ schaffen, indem sie Leerraum-Strukturen wie Gräben per Laser oder Ätzverfahren in die Silicium-Schicht einbringen.3
Silicium-Kohlenstoff-Komposite (Si-C-Komposite): Ein weiterer Ansatz, die Volumenänderung des Siliciums zu kompensieren, ist im Labormaßstab bereits vorhanden. Man setzt nicht reines Silicium als Anodenmaterial ein, sondern Komposite aus Silicium (chemisches Symbol Si) und Kohlenstoff (chemisches Symbol C). Dieses Verbundmaterial besitzt Eigenschaften, die sich von denen der Grundbestandteile wesentlich unterscheiden. Dabei dient Kohlenstoff als Abstandshalter und elektrischer Leiter zwischen den Silicium-Partikeln. Somit kann die hohe Speicherkapazität des Siliciums genutzt und gleichzeitig eine erheblich verbesserte Lebensdauer erzielt werden.
Lithium-Metall
In Primärzellen wird reines Lithium-Metall in der Anode verwendet, welches eine sehr hohe Energiedichte aufweist. In sekundären Zellen wird metallisches Lithium bislang kaum verwendet, denn beim Aufladen der Batterie besteht die Gefahr, dass sich das Lithium nicht gleichmäßig auf der Anode abscheidet, sondern in Form von baumartigen Gebilden (Dendriten) wächst. Diese können sich in ungünstigen Fällen durch den Separator bohren und einen Kurzschluss auslösen. Die Dendriten können sich auch von der Elektrode ablösen, wodurch die Batterie an Kapazität verliert.
Die französische Bolloré Gruppe hat bereits eine sekundäre Batterie mit Lithium-Metall-Anode und einem Polymer-Elektrolyten auf den Markt gebracht.1 Weltweit arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler daran, Lithium-Metall als Anodenmaterial für sekundäre LIB nutzbar zu machen – insbesondere in Kombination mit keramischen Festkörperelektrolyten.
Setzt man in den hier beschriebenen Batterietypen eine Anode aus Lithium-Metall ein, handelt es sich streng genommen nicht mehr um Lithium-Ionen-Batterien, sondern um eine Lithium-Batterie, da in dieser Anode nicht Lithium-Ionen eingelagert werden (Interkalation), sondern Lithium-Ionen zu metallischem Lithium reduziert werden.
weitere (experimentelle) Anodenmaterialien
- Lithium-Legierungen
- mit Aluminium
- mit Magnesium
- mit Silicium
- mit Zinn
Elektrolyt
Weil Lithium mit Wasser heftig reagiert, werden meist wasserfreie Lithiumsalze (meist LiPF6) in organischen Lösemitteln als Elektrolyt ein LIB eingesetzt. Ihm werden zudem oft Additive zugesetzt, um bestimmte Eigenschaften zu verbessern – etwa um die Elektrode besser mit dem Elektrolyten zu benetzen.
Viel Forschungsarbeit konzentriert sich derzeit darauf, Elektrolyte zu entwickeln, die höheren Spannungen als den üblichen 3,6 V Stand halten: bis 4,4 V und höher. Manche Elektroden (z. B. NMC) lassen sich dann bei höheren Spannungen betreiben. Das hat zwei Vorteile: Es lässt sich die Kapazität der Batterie steigern, weil mehr Lithium gespeichert werden kann. Und je höher die verfügbare Spannung in einer Zelle ist, desto weniger Zellen müssen in Reihe geschaltet werden, um eine hohe Spannung in einer Batterie zu erreichen. Da Reihenschaltungen immer nur so stark sind, wie ihr schwächstes Glied, sind diese anfälliger für Alterungserscheinungen.
Ebenso wird versucht, Festkörperelektrolyte zu entwickeln. Diese bringen – zumindest in der Theorie – einige Vorteil mit sich. Man hofft, dass Zellen mit solchen Elektrolyten bei Unfällen oder fehlerhafter Behandlung nicht in Brand geraten (bzw. noch seltener) und sie Lithium-Ionen-Batterien zu wesentlich längeren Lebensdauern und einer geringeren Temperaturempfindlichkeit verhelfen. Die Sicherheit wird erhöht, weil solche Batterien nicht auslaufen können. Eines der größten Probleme der Festkörperelektrolyte stellt derzeit die Grenzschicht zum Aktivmaterial dar. Dort darf kein hoher Widerstand herrschen und bei Volumenveränderungen in den Elektroden darf der Kontakt zum Elektrolyten nicht verloren gehen.
Elektrochemische Reaktionen
In den Elektroden von LIB werden Aktivmaterialien verwendet, die Lithium-Ionen aufnehmen können und mit ihnen sogenannte Interkalationsverbindungen eingehen. Die Lithium-Ionen werden als Ionen eingelagert (nicht als chemische Verbindung oder Metall), weshalb man bei diesem Batterietyp von Lithium-Ionen-Batterien spricht. Der Begriff Lithium-Batterie wird teilweise fälschlich synonym für Lithium-Ionen-Batterien verwendet. Dieser schließt aber streng genommen auch solche Batterien ein, in denen Lithium nicht in Form von Ionen in den Elektroden gebunden wird, etwa Lithium-Schwefel-Batterien oder Lithium-Luft-Batterien.
Wird eine LIB entladen, wandern die Lithium-Ionen von der Anode in den Elektrolyten durch den Separator zur Kathode, wo sie eingelagert werden. Für jedes eingelagerte Lithium-Ion (Li+) nimmt das Kathodenmaterial ein Elektron auf, das zum Ladungsausgleich nötig ist. Die Elektronen, welche die Kathode für die Einlagerung der Lithium-Ionen benötigt, stammen von der Anode, mit der Sie durch einen Verbraucher – etwa ein Handy – verbunden ist. Durch die entzogenen Elektronen wird das Anodenmaterial oxidiert und je nach Anzahl der fehlenden Elektronen werden Lithium-Ionen in den Elektrolyten freigesetzt.
Beim Laden vollzieht sich der umgekehrte Prozess: Lithium-Ionen wandern von der Kathode zur Anode, wo sie eingelagert werden.
Eigenschaften
Für the Entwicklung von Batterien gilt der grobe Leitsatz, immer mehr Energie auf weniger Raum und weniger Gewicht zu verteilen. Kein Element ist dieser Anforderung besser gewachsen als Lithium: Es hat das negativste Normalpotential von -3,05 V gegen Wasserstoff, was es zum „elektrochemisch aktivsten“ aller Metalle macht. Es hat die niedrigste Atommasse aller Metalle und eine geringe Dichte von 0,534 g/cm3.
LIB besitzen höhere Energiedichten (etwa 170 bis 300 Wh/L) und Lebensdauern, erlauben flexiblere Designs als anderen gängigen Batterien und ihre Nennspannung von 3,6 V ist dreimal so hoch wie die einer Nickel-Metallhydrid-Batterie. Außerdem zeigen sie – etwa im Gegensatz zu Nickel-Cadmium-Batterien – keinen nennenswerten Memory-Effekt, den Kapazitatsverlust, der durch häufige Teilentladungen zustande kommt. Aus diesen Gründen beherrschen sie mittlerweile den Markt für den Einsatz in mobilen Geräten.
Vorteile und Nachteile
Die im Folgenden genannten Vor- und Nachteile von LIB beziehen sich auf diesen Batterietyp im Allgemeinen. Je nachdem wie man die vielen verschiedenen Materialien, die zum Bau einer LIB zur Verfügung stehen, kombiniert, treten manche Vor- und Nachteile weniger oder deutlicher hervor.
Vorteile
- sehr hohe Energiedichten (ungefähr viermal höher als die von Bleibatterien)
- hohe Zellspannungen: bis zu 3,7 V Nennleistung. Eine Lithium-Ionen-Zelle kann drei NiCd- oder NiMH-Zellen, die nur 1,2 V leisten, ersetzen. Viele Wissenschaftler versuchen derzeit, noch höhere Zellspannungen zu ermöglichen. Hohe Zellspannungen bedeuten, dass weniger Zellen sowie weniger Verbindungen zwischen den Zellen und Elektronik benötigt werden, um Hochspannungsbatterien herzustellen. Das macht die Batterie leichter und weniger anfällig.
- können für bestimme Kapazität- oder Leistungswünsche optimiert werden
- vertragen hohe Entladeströme: kann mit einer Rate von bis zu 40C entladen werden. Dies ermöglicht, dass Automobil-Anwendungen wie Kaltanlasser oder Antriebe für Hybridfahrzeuge mit niedrigeren Batteriekapazitäten ausgestattet werden können.
- Schnellladung möglich
- Batterien können fast komplett entleert werden, ohne die Zyklusdauer, die Lebensdauer oder die Hochstromabgabe zu beeinflussen
- sehr geringe Selbstentladungsrate (3 bis 5 Prozent pro Monat, kann Elektrizität bis zu zehn Jahre lang speichern)
- sehr hoher coulombscher Wirkungsgrad (Entlade-/Ladekapazität fast 100 Prozent). Man kann also nahezu den gesamten Strom, den man in eine LIB geladen hat, wieder entnehmen.
- nahezu kein Memory-Effekt, keine Aufarbeitung oder vollständige Ent- und Beladung nötig, um den Lebenszyklus beizubehalten
- Variationen der grundlegenden Zellenchemie (z. B. der verschiedene Anoden- und Kathodenmaterialien) erlauben das Verfeinern der Leistungseigenschaften, um bestimmten Anwendungen gerecht zu werden
- auch sehr kleine Batterien erhältlich: Elektrodenmaterial und Keramikelektrolyten können auf feste (Aluminiumoxid/Silica) oder flexible (Acrylfaser) Substrate gesprüht werden, um hohe Energiedichten und dünne Flachbatterien herzustellen.
Nachteile
- Empfindlichkeit gegenüber Tiefentladung (siehe Entladetiefe), Überladung und zu hohen Temperaturen. In der Praxis ist dies allerdings selten ein relevantes Problem, da viele LIB bereits eine Steuerelektronik in den Consumergeräten, in denen sie verwendet werden, integriert haben, die alle äußeren negativen Einflüsse abschirmt. Nutzt man allerdings LIB ohne entsprechende Elektronik, sollte man unbedingt darauf achten, diese nur mit speziellen, für genau diesen LIB-Typ vorgesehenen Ladegeräten zu laden.
- relativ hohe Empfindlichkeit gegen hohe oder niedrige Temperaturen: Die ideale Betriebstemperatur liegt zwischen etwa 10 und 35 °C. Gerade bei tiefen Temperaturen unter dem Gefrierpunkt lässt die Leistung der LIB stark nach. Es gibt allerdings auch LIB, die speziell für niedrige Temperaturen bis -40 °C konzipiert sind, allerdings nur mit eingeschränkten Entladeströmen.
Anwendungen
LIB eignen sich aufgrund ihrer hohen Energiedichte hervorragend für portable und mobile Anwendungen. In Handys, MP3-Playern, Laptops und Tablets wird nahezu keine andere Technologie mehr eingesetzt. Bei Powertools und Elektrofahrrädern werden die Marktanteile ständig größer. In Elektro-PKW werden kaum andere Batterie-Typen eingesetzt. Zunehmend werden LIB als stationäre Speicher attraktiv – etwa als Heimspeicher, um den erzeugten Strom aus Photovoltaikanlagen zwischenzuspeichern.
Literatur
- Schmuch, R.; Wagner, R.; Hörpel, G.; Placke, T.; Winter, M., Nature Energy, (2018) 3, S. 267-278; Online (jüngster Zugriff: 29.05.2018)
- Sollmann, D., Batterie 2020 – PorSSi: Silicium-Nanodrähte, Kompetenznetzwerk Lithium-Ionen-Batterien e. V. (Hrsg.): Berlin (2018); Online (jüngster Zugriff: 29.05.2018)
- Sollmann, D., Batterie 2020 – ProSiSt: Leerraumstrukturen erzeugen, Kompetenznetzwerk Lithium-Ionen-Batterien e. V. (Hrsg.): Berlin (2018); Online (jüngster Zugriff: 29.05.2018)
- Cadex Electronics Inc. (Cadex), Hrsg., Battery University – BU-205: Types of Lithium-ion (2016-11-30), Cadex Electronics Inc.: Vancouver, Canada, (2016); Online (jüngster Zugriff: 29.05.2018)
- Johnson Matthey Battery Systems, Hrsg., BU-205: Types of Lithium-ion, Johnson Matthey Battery Systems: Gliwice, (2014); Online (jüngster Zugriff: 29.05.2018)
- Rahimzei, E., Sann, K., Vogel, M, Kompendium: Li-Ionen-Batterien im BMWi Förderprogramm IKT für Elektromobilität II: Smart Car – Smart Grid – Smart Traffic, Grundlagen, Bewertungskriterien, Gesetze und Normen, VDE Verband der Elektrotechnik: Frankfurt a. M. (2015)
- Korthauer, R., Hrsg., Handbuch Lithium-Ionen-Batterien, Springer-Verlag: Berlin, Heidelberg, (2013), S. 13-19